VON SABINE SCHOTT
PLAUEN/BERGEN - Bald greifen die Rädchen wieder ineinander: Das Bergener Ehepaar Gabriele und Bernd Windisch hat dem Unikatverein am gestrigen Dienstag 16 Teile einer Miniatur-Schauanlage leihweise übergeben. Das dargestellte bunte Vogtlanddorf mit all seinen beweglichen Figuren wird künftig im Garten der Weberhäuser einen attraktiven Platz erhalten. Doch zunächst müssen Unikat-Handwerker Rainer Zeidler und Bernd Windisch selbst mit ran, um die Anlage wieder Stück für Stück aufzubauen.
In zwei Wochen, schätzen die Männer, könnte dieses Werk vollbracht sein. Das ist jedoch nur ein Provisorium, weil Kulturhaus, Mühle, Kirchturm und was sonst noch en miniature zu sehen ist, dringend einen neuen und vor allem wetterfesten Farbanstrich brauchen. Ebenso soll aus dem ehemals mit Wasserkraft angetriebenen Volkskunstwerk ein elektronisch gesteuertes werden, verrät Zeidler. Diese Restaurierungsarbeiten würden sicher an die zwei Jahre dauern. So oder so, die Weberhaus-Leute freuen sich riesig über ihre neue touristische Attraktion. Auch darüber, dass die Stadt Plauen Geld zugeschossen hat fürs Aufstellen und Betreiben der lebensecht wirkenden Häuser und Figuren, sei man froh.
Die Anlage hat Leihgeber Windisch zufolge schon rund 90 Jahre auf dem Buckel. Er nennt sie Lebenswerk des Schönauer Bauern und Volkskünstlers Karl Singer (1900 bis 1980). Windisch, 76, habe Singer gut gekannt und für dessen pfiffige Ideen bewundert. Als Singer wegen der Weltwirtschaftskrise nichts mehr verdiente, legte er Ende der 1920-er ein Waldbad in seinem Heimatort an, das von Jahr zu Jahr größer wurde. Er warb dafür über die vogtländischen Grenzen hinaus, etwa in Leipzig . „Schon bald kamen die ‚Automobilisten‘, wie Singer sie in Gesprächen mit mir nannte“, erinnert sich Windisch. Für die Sommerfrische zahlten sie Eintritt, und Bauer Singer bekam seine Milch los.
viele Jahre hinweg soll das Schönauer Bad mit seiner stets erweiterten Schauanlage ein kultureller Anziehungspunkt gewesen sein, auch für Plauener. „Sie kamen zu Fuß oder mit dem Rad, später motorisiert über Mechelgrün und Zschokau“, weiß Windisch. Nach Singers Tod erwarb er die Miniaturanlage, die er und seine Frau bis 1997 in mühevoller Kleinarbeit restauriert haben. Er bezeichnet sie als ein Juwel der Volkskunst. Statt eines Trabants, für den die Wartezeit damals gerade abgelaufen war, hatte das Ehepaar die Anlage erworben.
Jetzt wird ausgepackt: Karl Singers Miniaturwelt mit beweglichen Figuren aus dem ehemaligen Waldbad Schönau hält in den Garten der Weberhäuser Einzug. Rainer Zeidler und Melanie Müller vom Unikatverein helfen Bernd Windisch beim Abladen. Er rettete und wartete bisher die Anlage.FOTO: ELLEN LIEBNER
Bereits vor zwei Jahren klopften Windischs beim Unikat-Verein an. Das Interesse sei vorhanden gewesen, aber kein Geld. Nun steht die Anlage bald – zwischen Rosenbeeten, Gartenzwergen und einem chinesischen Pavillon.
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