Von Sylvia Dienel
Bergen - Wer zwischen acht und 16 Jahre alt war, zur Jugendfeuerwehr wollte und in Bergen wohnte, musste anderswo anheuern. Jetzt gehören Auswärts-Ausbildungen von Kindern und Jugendlichen aus dem Ort der Vergangenheit an: Die freiwillige Feuerwehr hat eine eigene Nachwuchstruppe. Zur Gründungsfeier waren 15 Mädchen und Jungen anwesend. Bei der Mitgliederzahl muss es laut Philipp Borckmann nicht bleiben. „Luft nach oben ist immer“, sagte der Jugendwart. Er wird den sieben Mädchen und acht Jungen zusammen mit Lucy Werner die Grundlagen der Feuerwehrarbeit beibringen. Die beiden absolvierten 2024 eine Ausbildung, um selbst gut für die Zusatzaufgabe gerüstet zu sein.
Der stellvertretende Wehrleiter Sebastian Ebert erläuterte dem Nachwuchs die Technik am Einsatzfahrzeug. Foto: FOTO: JOACHIM THOß
„Wir sind sehr froh, dass es endlich losgeht“, sagte Lucy Werner. Unterstützung kam von der Gemeinde, Sponsoren und vom Feuerwehr-Landesverband Sachsen. Auch Bürgermeister Günter Ackermann fällt ein Stein vom Herzen. „Als Gemeinde haben wir das gemeinsam mit unserer Feuerwehr vorangetrieben“, sagte er. Jeden zweiten Donnerstag im Monat kommt die junge Truppe zusammen – außer in den Ferien. Nach und nach wird sie auf den Einsatzdienst vorbereitet. Aber nicht nur das steht auf der Tagesordnung. Auch Teamarbeit und Kameradschaft sind wichtige Ehrenamts-Grundpfeiler. Außerdem die Bereitschaft, sich in eine Hierarchie einzufügen. Nach Abschluss des Grundlehrgangs steht im Alter von 16 Jahren die Tür zur aktiven Abteilung offen. Etwa 20 Frauen und Männer rücken derzeit aus, wenn sich der Alarm-Piepser bemerkbar macht.
Mit besonders viel Stolz werden die jungen Bergener Feuerwehrleute ihre Uniformen bei Wettkämpfen und anderen „Einsätzen“ tragen. „Da kann man von Zeltlagern bis Leistungsmärschen viel machen“, berichtete Philipp Borckmann. Dieses Jahr soll die Ausbildung im Vordergrund stehen. „Wir müssen selber noch in die Sache reinwachsen.“ Ab dem nächsten Jahr erweitern Ausflüge das Spektrum. „Möglich sind Besuche bei der Berufsfeuerwehr, bei der Polizei und beim Rettungsdienst“, zählte der 33-jährige Gruppenführer auf. „Schließlich arbeitet die Feuerwehr oft auch eng mit anderen Einsatzkräften zusammen.“
„Wir müssen selber noch in die Sache reinwachsen.“
Philipp Borckmann Jugendwart
Woran scheiterte eine Jugendwehr-Gründung in den vergangenen 145 Jahren überhaupt? So alt ist die Bergener Wehr mittlerweile. Das sei ein langer Wunsch gewesen, sagte Philipp Borckmann. „Bis dato gab es für uns schlicht und einfach nicht die Möglichkeit.“ Haupthindernis waren fehlende räumliche Voraussetzungen. Laut Plan soll im Sommer der Grundstein für einen Gerätehaus-Anbau mit Sanitärtrakt und Schulungsraum gelegt werden. Platz ist dann auch für ein Jugendfeuerwehr-Zimmer. Hygienevorschriften spielen eine weitere zenrale Rolle. Noch steht die Bergener ohne Duschen da. Die Gemeinde räumte den Freiwilligen das Recht ein, bei Bedarf auf ihr Bürgerbegegnungszentrum am Sportplatz auszuweichen. Zwischen beiden Gebäude liegen allerdings ein paar Hundert Meter.
Auch der benachbarte ehemalige „Goldene Hahn“ stand einer Erweiterung im Weg. „Wir konnten nicht eher bauen, weil die Gaststätte mit Fördermitteln abgerissen wurde“, erklärte Lucy Werner. Daraufhin war das Brachgelände zehn Jahre unantastbar. Dass sich die Feuerwehr auf Einschränkungen während der Bauzeit einstellen muss, glauben die Jugendwarte nicht. „Eventuell haben wir Baufahrzeuge auf dem Hof stehen“, sagte Philipp Borckmann. „Aus- und Einfahrten müssen aber jederzeit freigehalten werden.“
Lucy Werner und Philipp Borckmann fühlen sich gut aufgestellt. Neun zu eins lautet der Kinder-Betreuer-Schlüssel. Sie rechnen damit, dass im Laufe der Zeit noch ein oder zwei Jugendwarte dazukommen. „Wir müssen aber auch sehen, wie viele Kinder tatsächlich bei uns bleiben“, so die 24-jährige Truppführerin. Aktuell kann das Duo auf zwei ausgebildete Betreuer zurückgreifen. So genannte Juleica-Leute, also Kameraden mit Jugendleiter-Karte, besitzen zwar weniger Befugnisse als Jugendwarte. Bei Ausfahrten und anderen Aktivitäten leisten sie dennoch wertvolle Unterstützerdienste. (dien) |