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Geschichte der Bergener Kirche


 

Ansicht von Bergen um 1840

Ansicht von Bergen um 1840

Dietmann berichtet darüber: „In den Zeiten vor der Reformation stund hier eine Kapelle. Zu welcher viele Wallfahrten geschehen, welche ein Filial von Falkenstein gewesen und von einem dasigen man ihm doch das nun von Falkenstein abgezweigte und zur selbständigen Frühmesser versehen worden.“ In Johann Schmirler haben wir letzteren bereits kennen gelernt. Obgleich er in der Lehre bei der Visitation nur „ziemlich befunden“ wurde, übertrug man ihm doch das nun von Falkenstein abgezweigte und zur selbständigen Parochie erhobene Bergen.

 

 

Ihm folgten :

 

1546   Johann Günther
1582   Erhard Klein – lt. Dietmann
1589   Stephan Neidhart
1635   Johann Alberti
1671   Paul Uebrig, M
1688   Johann Löffler
1721   Johann Georg Zeuner
1722   Johann Christian Bayer
1745   Christian Anton Köcher, M.
1759   Johann Andreas Bauer
1762   Johann Gottlob Roßbach
1781   Günther Adolf Scheibner, M.
1786   Gottlob Friedrich List
1816   Christian Gottlieb Spranger
1848   K.Konstantin Günther Röller
1860   Otto Simon
1870   Hermann Friedrich August Nobbe, Dr. phil. Und theol., dann Superintendent in Leisnig
1882   Ernst Gustav Kube
1896   Julius Wilhelm Fleischer, Dr. phil.
1904   Carl Richard Beck

Pfarrhaus zu BergenPfarrhaus zu Bergen

Aus dem im K. S. Hauptstaatsarchiv hier vorgefundenen „Vertrag derer von Trutzschler mit der Familie von Tettaw“, welche im Besitz des Rittergutes Bergen sich befand, über das Kollatur- und Lehnsrecht, über das Pfarramt und –lehn vom Montag nach Invocavit 1542 ersehen wir, daß auch Bergen (so wird es in den alten Urkunden geschrieben) vor Zeiten ein Filial der Pfarre zu Falkenstein gewesen.“ „Als aber das Evangelium wieder gelehrt worden und das Papsttum ein Ende genommen, so haben die Eingepfarrten ein Bauergut gekauft, an der Kirche gelegen und haben daraus eine Pfarre gemacht und angefangen, einen eigenen Pfarrer zu halten.“ Dieses der „Götzin“ – nicht wie anderweit geschrieben wird, „Dotzin“ – gehörige Gut ist „denen von Tettaw zu Lehen gegangen.“ Und so wird vereinbart, daß die Kollatur und das Lehnsrecht über den von den Trützschlern geschenkten Pfarrwald den Trützschlern, das Lehnsrecht an dem Pfarrgut denen von Tettau zustehen sollte.

Eingepfarrt waren damals schon Dribe (Trieb) und Schönaw. Abendmahlsgenossen gab es im Jahre 1580: 298. Die Einwohnerzahl der Parodie war also gering.

Im Visitationsprotokoll vom 14. Mai 1599 heißt es von dieser Parochie: „Sie ist wohlvermögend, hat anausgeliehener Barschaft 944 fl. 20 gr. 6 pfg. Wegen eines den Herren von Feilitzsch auf Treuen geliehenen kleinen Kapitals war um diese zeit viel Streit, bis ihn „das Oberhofgericht“ zu gunsten dieser Gemeinde entschied. Auch hatte das Gotteshaus einen Teich besessen. „Den hat man im Papsttum gebraucht, wenn man in Process(ion) gangen und Seelenmessen gehalten, den frembden Priestern, welche dahin kommen sind, um ihnen Fische vorsetzen zu können“. Die Gutsherrschaft hatte ihn eigenmächtig für 22 fl. Verkauft, die sie jedoch der Kirche zurückerstatten mußte.
Kirche zu Bergen

Kirche zu Bergen

Über den damaligen Kirchner und Schulmeister Hans Bach erfahren wir, daß er ein Joachimsthaler war, daß aber nur vier Knaben die Schule besuchten und der Lehrer an Nahrungsnot litt.

Einen interessanten Einblick in die damalige Wehrkraft des Landes, wie sie sich selbst in einem so kleinen Dorf wie Bergen darstellt, bietet ein altes Erbbuch von Plauen vom Jahre 1506. Darnach hatte „Pergenn 27 mannschaft für den Kriegsfall zu stellen. Der Lewth (Leute) rustigung ist: 4 eysenhuth (Eisenhüte), 9 armbrust, 4 buchßen, 10 langspieß, 4 sweinespieß. „Tribe“ hatte 6 Mann zu stellen mit einer Handbüchse, einem Flegel, sechs Panzerkollern usw.“

Nach Schumanns Lexikon war „Bergen“ der Name für das Rittergut, zu dem das von Gansgrün gehörte. Der Ort selbst hieß Ober-, Mittel- und Unter-Bergen. Im Jahre 1888 wurde die neue ungemein geräumige Pfarre an Stelle des bis dahin vorhandenen einem Blockhaus ahnlichen Holzhauses erbaut. Im Jahre 1870 wurde das Innere der Kirche erneuert und erweitert, im Jahre 1900 aber wurde der schmucke Turm erbaut.

Diese Parochie erfreut sich heute noch dank seiner Landwirtschaft und mehr und mehr zunehmenden Industrie (Stickerei) des Wohlstandes.

 

 

 

 

Quelle: Neue Sächsische Kirchengalerie (1904) S. 94-96


 

Aus der Bergener 0rtsgeschichte

Um 1200
Gründung des Dorfes durch deutsche Siedler


1267
Erste urkundliche Erwähnung
Heinrich, Vogt von Plauen, schenkt der Kirche zu Theuma u.a. zwei Höfe und Hofstätten im Dorfe Bergen und bestätigt die Schenkung von Getreide, welche die Bauern gemacht haben, um einen eigenen Geistlichen halten zu können.
In Bergen wird (zum ersten Mal im Vogtland) auch ein "scultetus" (Schultheiß) erwähnt.

Erste Hälfte des 15. Dahrhunderts
In dieser Zeit wird wahrscheinlich die erste Kirche errichtet. Das Gotteshaus ist eine "filial" von Falkenstein und wird von dort aus durch einen "Frühmesser" versorgt.
Die Grundherrschaft teilen sich zu jener Zeit die Herren Trützschler zu Falkenstein mit dem Rittergeschlecht der Raben zu Mechelgrün.


1467
Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht zu Sachsen leihen dem Ritter Conrad Metzsch und seinen Brüdern Zinsen auf die Bauerngüter, die Mühle, den Kretscham (Gasthof) zu Bergen, sowie Fronen auf 8 Bauerngüter und Herbergen daselbst.


1469
Die Trützechler erhalten das Patronat auf die Frühmesse, später auf die Kirche zu Bergen. "Kirchenpatron" ist jeweils der älteste des Geschlechts.

1597
Caspar von Trützschler erwirbt durch Kauf des Tettauer Anteils an Bergen die alleinige Erb- und Gerichtsherrschaft.


1626
Zum ersten Mal tritt im Kirchspiel die Pest auf. 38 Einwohner sterben an der, durch den 30-jährigen Krieg ins Land getragenen, "umbschweifenden Seuch".


1629
Das Kirchbuch berichtet über einen Überfall auf das Dorf:
"4. Maii ungefehr umb 8 Uhr vor mittags ist von einem Soldaten dern 6 beneben 4 Jungen beysammen gewesen Hansz Demel zu Bergen durch einen büchssen schusz den er an der Seiten weichen bekommen, sobald ein wenig ober Hanssen Zürners des obern Scheun darnieder gefallen, und tod blieben."


1632
Am 26. August dieses Jahres Wird das Dorf ausgeplündert. Es gibt mehrere Tote, darunter auch "Jacob Roth, hie von Bergen bürtig. Ist im tumult zu Olsnitz an haupt verwund kranck nach Bergen kommen in der flucht, und am Schaden, weil er hirn wund gehauen worden, verstorben.", oder Conrad Michel aus Bergen, der von einem "gottlossen Krigsmann ... erschossen worden" ist.


1633
In diesem Jahr sterben 111 Einwohner des Kirchspiels an der Pest, davon allein 55 aus Bergen. Das entsprach etwa einem Viertel der damaligen Einwohnerzahl.
Aus den Todesfällen sei herausgegriffen: "25.August Paul Krausz zur Trieb, der Totengreber, ... der die leut sehr getrotzt in dessen hausz die Seuch den anfangk genommen."


Am 28. August wird das Dorf wieder von "keyseriechen Soldaten" überfallen und wahrscheinlich auch ausgeplündert.

1640
Bei einem erneuten Überfall wird von Soldaten das Taufbecken aus der Kirche entwendet. Erst 1661 kann ein neues Becken gestiftet werden.


1701
In Bergen wird mit dem Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen.


1788
Der Auerbacher Fleischhauer und Rateherr Gottlob Förster kauft das Bergener Rittergut. Er ist damit auch Gerichtsherr im Bergener Gerichtsbezirk.


1789
Der Bergener Pfarrer List berichtet in Kirchbucheinträgen von starken Erdbeben, deren heftigstes am 10. August registriert wurde.


1848
Die Rittergutsfamilie Förster gibt die Jurisdiktion (Gerichtsbarkeit) an das Justizamt Plauen ab.


1865
Die Bahnlinie Herlasgrün-Oelsnitz-Eger, an der Bergen liegt, wird eröffnet.


1870
Die Kirche wird umgebaut. Das Kirchenschiff wird vergrößert, der Turm wird erhöht und bekommt eine neue Spitze.


1874
Weihe der neuen Orgel in der Kirche.


1887
Am 14. November brennt das Pfarrhaus ab. Im folgenden Jahr wird es dann in seiner heutigen Form wieder aufgebaut.


1890
Die erste Schiffchenstickmaschine wird in Bergen aufgestellt. Damit beginnt die Entwicklung zum "Stickereidorf", viele der charakteristischen Stickereigebäude entstehen und die Einwohnerzahl wächst sprunghaft.


1891
Die alte Kirchschule am Südausgang des Friedhofs brennt am 2. November ab.
Die neue Schule wird am 12. Juni 1893 an ihrem heutigen Standort eingeweiht.


1896
Das Bergener Rittergut mit seinen etwa 500 Hektar umfassenden Besitzungen wird von der Stadt Plauen erworben.


1900
Der Kirchturm wird in seiner heutigen Gestalt fertiggestellt. Geläut und Turmuhr waren in den Jahren zuvor angeschafft worden.


1903
Das Elektrizitätswerk der Gemeinde Bergen wird errichtet. Es besaß ein Versorgungsgebiet, das z.B. im Osten bis nach Tannenbergsthal und im Süden bis Schönberg reichte.


1904
Die Bauarbeiten zur Errichtung der Geigenbachtalsperre beginnen. Sie dauern bis 1909 an und am 19. Juni 1911 wird sie offiziell eingeweiht.


1907
Die Kirche ist mit einer elektrischen Beleuchtungsanlage ausgestattet worden. Im Ganzen sind 87 Flammen angebracht, heißt es in einem Zeitungsbericht. Damit werde das Gotteshaus „strahlend erleuchtet“. Die Chemnitzer Firma Barthel hat die Lampen geliefert. Opferwillige Gemeindemitglieder aus Bergen spendeten eine Teil des Geldes für die Anlage. Die finanziellen Mittel für die Umarbeitung des Kronenleuchters stammen aus einer Schenkung an die Kirche.


1911
Die Stickerei-Industrie erreicht ihren Höhepunkt. Im Ort stehen 265 Stickmaschinen mit Motorantrieb, die Bevölkerungszahl, 1910 hat Bergen fast 1900 Einwohner, steigt in den folgenden Jahren nicht weiter an, sondern bleibt bis 1939 fast konstant.


1913
Die Kraftwagenlinie Plauen-Falkenstein-Eibenstock, mit Haltestelle in Bergen, wird eröffnet. Am 14. August wird die neugebaute Wasserleitung übergeben.


1919
Der spätgotische Altar wird restauriert und in die Kirche übernommen, nachdem er Jahrhunderte zuvor entfernt worden war.


1923
Nach Motiven des Altars malt Professor Rößler das Innere der Kirche neu aus. Es entsteht die heutige farbliche Gestaltung.

1924
In Bergen wird das Rathaus gebaut. Das Gebäude des Bahnhofs Bergen erhält seine heutige Gestalt.

1925
Die Schienenstrecke nach Plauen wird fertiggestellt. Es ist nun möglich, direkt mit der Eisenbahn nach Plauen zum Unteren Bahnhof zu fahren.

Quelle: Unterlagen R. Bergau

 


Ein interessantes Nachschlagewerk der älteren deutschen (westgermanischen) Rechtssprache ist das Online-Wörterbuch - DEUTSCHES RECHTSWÖRTERBUCH (DRW)


Letzte Aktualisierung am Donnerstag, den 08. Februar 2018 - 17:32 Uhr  

 



 




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