Dietmann berichtet darüber: „In den Zeiten
vor der Reformation stund hier eine Kapelle. Zu welcher viele Wallfahrten
geschehen, welche ein Filial von Falkenstein gewesen und von einem dasigen
man ihm doch das nun von Falkenstein abgezweigte und zur selbständigen
Frühmesser
versehen worden.“ In Johann Schmirler haben wir letzteren bereits
kennen gelernt. Obgleich er in der Lehre bei der Visitation nur „ziemlich
befunden“ wurde, übertrug man ihm doch das nun von Falkenstein
abgezweigte und zur selbständigen Parochie
erhobene Bergen.
Ihm folgten :
1546
Johann Günther
1582
Erhard Klein – lt. Dietmann
1589
Stephan Neidhart
1635
Johann Alberti
1671
Paul Uebrig, M
1688
Johann Löffler
1721
Johann Georg Zeuner
1722
Johann Christian Bayer
1745
Christian Anton Köcher, M.
1759
Johann Andreas Bauer
1762
Johann Gottlob Roßbach
1781
Günther Adolf Scheibner, M.
1786
Gottlob Friedrich List
1816
Christian Gottlieb Spranger
1848
K.Konstantin Günther Röller
1860
Otto Simon
1870
Hermann Friedrich August Nobbe, Dr. phil. Und theol., dann Superintendent
in Leisnig
1882
Ernst Gustav Kube
1896
Julius Wilhelm Fleischer, Dr. phil.
1904
Carl Richard Beck
Pfarrhaus
zu Bergen
Aus dem im K. S. Hauptstaatsarchiv hier vorgefundenen „Vertrag
derer von Trutzschler mit der Familie von Tettaw“, welche im Besitz des
Rittergutes Bergen sich befand, über das Kollatur- und Lehnsrecht, über
das Pfarramt und –lehn vom Montag nach Invocavit
1542 ersehen wir, daß auch Bergen (so wird es in den alten Urkunden geschrieben)
vor Zeiten ein Filial der Pfarre zu Falkenstein gewesen.“ „Als aber
das Evangelium wieder gelehrt worden und das Papsttum ein Ende genommen, so
haben die Eingepfarrten ein Bauergut gekauft, an der Kirche gelegen und haben
daraus eine Pfarre gemacht und angefangen, einen eigenen Pfarrer zu halten.“
Dieses der „Götzin“ – nicht wie anderweit geschrieben
wird, „Dotzin“ – gehörige Gut ist „denen von Tettaw
zu Lehen gegangen.“ Und so wird vereinbart, daß die
Kollatur und
das Lehnsrecht über den von den Trützschlern geschenkten Pfarrwald
den Trützschlern, das Lehnsrecht an dem Pfarrgut denen von Tettau zustehen
sollte.
Eingepfarrt waren damals schon Dribe (Trieb) und Schönaw.
Abendmahlsgenossen gab es im Jahre 1580: 298. Die Einwohnerzahl der Parodie
war also gering.
Im Visitationsprotokoll vom 14. Mai 1599 heißt es von
dieser Parochie: „Sie ist wohlvermögend, hat anausgeliehener
Barschaft 944 fl. 20 gr. 6 pfg. Wegen eines den Herren von Feilitzsch auf Treuen geliehenen
kleinen Kapitals war um diese zeit viel Streit, bis ihn „das Oberhofgericht“
zu gunsten dieser Gemeinde entschied. Auch hatte das Gotteshaus einen Teich
besessen. „Den hat man im Papsttum gebraucht, wenn man in Process(ion)
gangen und Seelenmessen gehalten, den frembden Priestern, welche dahin kommen
sind, um ihnen Fische vorsetzen zu können“. Die Gutsherrschaft hatte
ihn eigenmächtig für 22 fl. Verkauft, die sie jedoch der Kirche zurückerstatten
mußte.
Kirche zu Bergen
Über den damaligen Kirchner und Schulmeister Hans Bach
erfahren wir, daß er ein Joachimsthaler war, daß aber nur vier Knaben
die Schule besuchten und der Lehrer an Nahrungsnot litt.
Einen interessanten Einblick in die damalige Wehrkraft des
Landes, wie sie sich selbst in einem so kleinen Dorf wie Bergen darstellt, bietet
ein altes Erbbuch von Plauen vom Jahre 1506. Darnach hatte „Pergenn 27
mannschaft für den Kriegsfall zu stellen. Der Lewth (Leute) rustigung ist:
4 eysenhuth (Eisenhüte), 9 armbrust, 4 buchßen, 10 langspieß,
4 sweinespieß. „Tribe“ hatte 6 Mann zu stellen mit einer Handbüchse,
einem Flegel, sechs Panzerkollern usw.“
Nach Schumanns Lexikon war „Bergen“ der Name für
das Rittergut, zu dem das von Gansgrün gehörte. Der Ort selbst hieß
Ober-, Mittel- und Unter-Bergen. Im Jahre 1888 wurde die neue ungemein geräumige
Pfarre an Stelle des bis dahin vorhandenen einem Blockhaus ahnlichen Holzhauses
erbaut. Im Jahre 1870 wurde das Innere der Kirche erneuert und erweitert, im
Jahre 1900 aber wurde der schmucke Turm erbaut.
Diese Parochie erfreut sich heute noch dank seiner Landwirtschaft
und mehr und mehr zunehmenden Industrie (Stickerei) des Wohlstandes.
Quelle: Neue Sächsische Kirchengalerie (1904)
S. 94-96
Aus der Bergener 0rtsgeschichte
Um 1200
Gründung des Dorfes durch deutsche Siedler
1267 Erste urkundliche Erwähnung
Heinrich, Vogt von Plauen, schenkt der Kirche zu Theuma u.a. zwei Höfe
und Hofstätten im Dorfe Bergen und bestätigt die Schenkung von Getreide,
welche die Bauern gemacht haben, um einen eigenen Geistlichen halten zu können.
In Bergen wird (zum ersten Mal im Vogtland) auch ein "scultetus" (Schultheiß)
erwähnt.
Erste Hälfte des 15. Dahrhunderts
In dieser Zeit wird wahrscheinlich die erste Kirche errichtet. Das Gotteshaus
ist eine "filial" von Falkenstein und wird von dort aus durch einen
"Frühmesser" versorgt.
Die Grundherrschaft teilen sich zu jener Zeit die Herren Trützschler zu
Falkenstein mit dem Rittergeschlecht der Raben zu Mechelgrün.
1467
Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht zu Sachsen leihen dem Ritter Conrad
Metzsch und seinen Brüdern Zinsen auf die Bauerngüter, die Mühle,
den Kretscham (Gasthof) zu Bergen, sowie Fronen auf 8 Bauerngüter und Herbergen
daselbst.
1469
Die Trützechler erhalten das Patronat auf die Frühmesse, später
auf die Kirche zu Bergen. "Kirchenpatron" ist jeweils der älteste
des Geschlechts.
1597
Caspar von Trützschler erwirbt durch Kauf des Tettauer Anteils an Bergen
die alleinige Erb- und Gerichtsherrschaft.
1626
Zum ersten Mal tritt im Kirchspiel die Pest auf. 38 Einwohner sterben an der,
durch den 30-jährigen Krieg ins Land getragenen, "umbschweifenden
Seuch".
1629
Das Kirchbuch berichtet über einen Überfall auf das Dorf:
"4. Maii ungefehr umb 8 Uhr vor mittags ist von einem Soldaten dern 6 beneben
4 Jungen beysammen gewesen Hansz Demel zu Bergen durch einen büchssen schusz
den er an der Seiten weichen bekommen, sobald ein wenig ober Hanssen Zürners
des obern Scheun darnieder gefallen, und tod blieben."
1632
Am 26. August dieses Jahres Wird das Dorf ausgeplündert. Es gibt mehrere
Tote, darunter auch "Jacob Roth, hie von Bergen bürtig. Ist im tumult
zu Olsnitz an haupt verwund kranck nach Bergen kommen in der flucht, und am
Schaden, weil er hirn wund gehauen worden, verstorben.", oder Conrad Michel
aus Bergen, der von einem "gottlossen Krigsmann ... erschossen worden"
ist.
1633
In diesem Jahr sterben 111 Einwohner des Kirchspiels an der Pest, davon allein
55 aus Bergen. Das entsprach etwa einem Viertel der damaligen Einwohnerzahl.
Aus den Todesfällen sei herausgegriffen: "25.August Paul Krausz zur
Trieb, der Totengreber, ... der die leut sehr getrotzt in dessen hausz die Seuch
den anfangk genommen."
Am 28. August wird das Dorf wieder von "keyseriechen Soldaten" überfallen
und wahrscheinlich auch ausgeplündert.
1640
Bei einem erneuten Überfall wird von Soldaten das Taufbecken aus der Kirche
entwendet. Erst 1661 kann ein neues Becken gestiftet werden.
1701
In Bergen wird mit dem Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen.
1788
Der Auerbacher Fleischhauer und Rateherr Gottlob Förster kauft das Bergener
Rittergut. Er ist damit auch Gerichtsherr im Bergener Gerichtsbezirk.
1789
Der Bergener Pfarrer List berichtet in Kirchbucheinträgen von starken Erdbeben,
deren heftigstes am 10. August registriert wurde.
1848
Die Rittergutsfamilie Förster gibt die Jurisdiktion (Gerichtsbarkeit) an
das Justizamt Plauen ab.
1865
Die Bahnlinie Herlasgrün-Oelsnitz-Eger, an der Bergen liegt, wird eröffnet.
1870
Die Kirche wird umgebaut. Das Kirchenschiff wird vergrößert, der
Turm wird erhöht und bekommt eine neue Spitze.
1874
Weihe der neuen Orgel in der Kirche.
1887
Am 14. November brennt das Pfarrhaus ab. Im folgenden Jahr wird es dann in seiner
heutigen Form wieder aufgebaut.
1890
Die erste Schiffchenstickmaschine wird in Bergen aufgestellt. Damit beginnt
die Entwicklung zum "Stickereidorf", viele der charakteristischen
Stickereigebäude entstehen und die Einwohnerzahl wächst sprunghaft.
1891
Die alte Kirchschule am Südausgang des Friedhofs brennt am 2. November
ab.
Die neue Schule wird am 12. Juni 1893 an ihrem heutigen Standort eingeweiht.
1896
Das Bergener Rittergut mit seinen etwa 500 Hektar umfassenden Besitzungen wird
von der Stadt Plauen erworben.
1900
Der Kirchturm wird in seiner heutigen Gestalt fertiggestellt. Geläut und
Turmuhr waren in den Jahren zuvor angeschafft worden.
1903
Das Elektrizitätswerk der Gemeinde Bergen wird errichtet. Es besaß
ein Versorgungsgebiet, das z.B. im Osten bis nach Tannenbergsthal und im Süden
bis Schönberg reichte.
1904
Die Bauarbeiten zur Errichtung der Geigenbachtalsperre beginnen. Sie dauern
bis 1909 an und am 19. Juni 1911 wird sie offiziell eingeweiht.
1907
Die Kirche ist mit einer elektrischen Beleuchtungsanlage ausgestattet worden.
Im Ganzen sind 87 Flammen angebracht, heißt es in einem Zeitungsbericht.
Damit werde das Gotteshaus „strahlend erleuchtet“. Die Chemnitzer
Firma Barthel hat die Lampen geliefert. Opferwillige Gemeindemitglieder aus
Bergen spendeten eine Teil des Geldes für die Anlage. Die finanziellen
Mittel für die Umarbeitung des Kronenleuchters stammen aus einer Schenkung
an die Kirche.
1911
Die Stickerei-Industrie erreicht ihren Höhepunkt. Im Ort stehen 265 Stickmaschinen
mit Motorantrieb, die Bevölkerungszahl, 1910 hat Bergen fast 1900 Einwohner,
steigt in den folgenden Jahren nicht weiter an, sondern bleibt bis 1939 fast
konstant.
1913
Die Kraftwagenlinie Plauen-Falkenstein-Eibenstock, mit Haltestelle in Bergen,
wird eröffnet. Am 14. August wird die neugebaute Wasserleitung übergeben.
1919
Der spätgotische Altar wird restauriert und in die Kirche übernommen,
nachdem er Jahrhunderte zuvor entfernt worden war.
1923
Nach Motiven des Altars malt Professor Rößler das Innere der Kirche
neu aus. Es entsteht die heutige farbliche Gestaltung.
1924
In Bergen wird das Rathaus gebaut. Das Gebäude des Bahnhofs Bergen erhält
seine heutige Gestalt.
1925
Die Schienenstrecke nach Plauen wird fertiggestellt. Es ist nun möglich,
direkt mit der Eisenbahn nach Plauen zum Unteren Bahnhof zu fahren.