Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Dienstag, d. 19.03.2013
Biete Bio-Äpfel, suche Eier: Vogtländer planen Tauschbörse
Wollen wir tauschen? Im Vogtland gründet sich eine Börse, die kostenlos alles zwischen selbst gemachter Marmelade und Kinderbetreuung anbietet. Bedingung: Wer mitmacht, muss etwas tauschen wollen.



Für einen Apfel und ein Ei soll man über ihre Börse auch an eine Oma als Kinderbetreuung kommen: Bernhard Zinke und Andreas Wunderlich. FOTO: ELLEN LIEBNER

VON MANUELA MÜLLER

BERGEN/PLAUEN — Andreas Wunderlich, ein Zimmermann aus Bergen, hat es schon getan. Hat selbst gekochte Marmelade und eigenes Sauerkraut nach Leipzig gebracht, dort hat er gelegentlich zutun. Jetzt kann er dafür eine Nacht in Halle übernachten, ohne sie zu bezahlen.

Das ist das Prinzip des Tauschens und Teilens, das es bundesweit vom Kinderzimmer mitten ins Leben geschafft hat. Selbst die Computermesse Cebit hat sich mit dem Thema der „Shareconomy“ beschäftigt – tauschen und teilen statt kaufen.

„Der eine strickt gerne Socken, der nächste hätte gerne welche. Wir bringen sie zusammen.“ Andreas Wunderlich - Zimmermann

Andreas Wunderlich ist Mitglied in mehreren sächsischen Internet- Tauschringen und hat Erfahrungen gesammelt. Gemeinsam mit rund 20 Vogtländern will er in der Region jetzt eine eigene Online-Börse gründen. Ihr Ziel ist ein Marktplatz, der die Menschen nicht durch den Geldbeutel trennt. Jeder soll sich dort bedienen können: wenn er ein Zelt leihen will, wenn er eine Oma als Kinderbetreuung sucht, wenn jemand die Waschmaschine reparieren soll. „Wir wollen nicht das Image eines Arme-Leute-Vereins“, sagt Bernhard Zinke. Stattdessen soll Qualität im Vordergrund stehen, ein neues Bewusstsein für Konsumprodukte.

Das Prinzip funktioniert so: Zinke ist Gesundheitsberater und würde sein Wissen über Naturheilkunde als Tauschobjekt in den Ring werfen, etwa durch persönliche Tipps. Dafür bekäme er ein virtuelles Guthaben. Und davon könnte er sich von einem anderen Mitglied die Bohrmaschine ausleihen. „Natürlich darf das nicht bis zur Schwarzarbeit gehen“, sagt Wunderlich. Seinen Aussagen zufolge dulden die Finanzämter solche Tauschringe.

Zinke nennt ein anderes Beispiel: „Der eine strickt gerne Socken, der nächste hätte gerne welche. Wir bringen sie zusammen.“ So lasse sich die Region als Gemeinschaft stärken. Wann der Online-Marktplatz eröffnet wird, ist unklar. „So schnell wie möglich, auf jeden Fall dieses Jahr“, sagt Zinke. Um nicht am Provinziellen zu scheitern, wollen sie sich mit anderen Börsen vernetzen. Die Tauschwilligen treffen sich einmal im Monat, um die Regeln ihres Geschäfts abzustecken.

JEDEN ERSTEN MONTAG im Monat treffen sich die Macher im Schildstüb’l in der Plauener Schildstraße. Beginn ist 20 Uhr. Nächster Termin ist der 8. April.