Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Dienstag, d. 15.01.2013
Für Landgasthöfe ist bisher kein Retter in Sicht
Die Landgasthöfe Goldener Hahn in Bergen und Zum Goldenen Hirschen in Oberlauterbach sollten gestern am Amtsgericht Werdau zwangsversteigert werden. Das gelang nicht.

VON BERND APPEL

BERGEN/OBERLAUTERBACH — In den vergangenen Jahren hat vor allem der Goldene Hahn in Bergen regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt: Der Landgasthof war zum Treffpunkt der rechten Szene geworden, die NPD hatte 2006 sogar ihren Landesparteitag hier abgehalten. Den Umsatz konnte die rechtsradikale Klientel offenbar nicht dauerhaft beflügeln: Der Gastwirt warf das Handtuch und ist nach Auskunft des Bergener Bürgermeisters längst in seine fränkische Heimat zurückgekehrt. Und der Goldene Hahn sollte gestern im Amtsgericht Werdau zwangsversteigert werden – zusammen mit dem Gasthof Zum Goldenen Hirschen in Oberlauterbach, in dem der selbe Wirt und die Rechten ebenfalls aktiv gewesen sind. Es war schon der dritte Versteigerungstermin, doch auch diesmal fand sich kein einziger Interessent für die beiden traditionsreichen Häuser.

Dabei sind beide inzwischen billig zu haben: Das Mindestgebot für den Goldenen Hahn liegt nur noch bei rund 8000 Euro, beim Goldenen Hirschen könnte man schon für 5400 Euro den Zuschlag bekommen. Die Summen errechnen sich aus den Verfahrenskosten und den aufgelaufenen Grundsteuern. Der Verkehrswert beider Objekte war ursprünglich noch auf jeweils über 100.000 Euro beziffert worden. „Im Goldenen Hahn regnet es inzwischen herein, das Gebäude ist schon jetzt ein Schandfleck und bald eine Ruine“, fürchtet Bergens Bürgermeisters Volkmar Trapp. „Es ist den zweiten Winter herrenlos.“ Wenn sich nicht bald ein Käufer findet, dann wäre der Abriss bald die einzige Alternative. „Der Goldene Hahn war eine Perle, er hätte wieder ein schönes Gasthaus werden können. Aber diese braune Entwicklung, die haben wir nicht gerne gehabt.“ Der Bürgermeister fürchtet, dass ein Abriss irgendwann an seiner Kommune hängen bleiben würde: „Auch wenn er zu 80 Prozent geförder twerden sollte, wäre das noch sehr teuer.“ Schon deswegen strebe die Gemeinde nicht an, Eigentümer des um 1913 erbauten Gasthofes zu werden.

Vom Goldenen Hirschen in Ober­lauterbach, der seit 2007 verwaist ist, geht laut Falken­steins Stadt­bau­direktorin Michaela Bernhardt bislang keine Gefahr für den öffentlichen Bereich aus: „Das behalten wir im Auge. Wenn sich die Situation verschlimmert, werden wir dazu mit dem Land­rats­amt Kontakt aufnehmen.“ Schließlich befinde sich der um 1900 errichtete Landgasthof in einer sehr exponierten Lage. Man hoffe natürlich darauf, dass sich noch Investoren finden, so die Stadt­bau­direk­torin.

Der nächste Versteigerungs­termin am Amts­gericht findet frühestens in einem halben Jahr statt.

Der Gasthof Zum Goldenen Hahn in Bergen ist laut Mitteilung des Amtsgerichts zirka 1913 erbaut, es bestehe „erheblicher Sanierungsbedarf“.   Der Landgasthof Zum Goldenen Hirschen in Oberlauterbach wurde um 1900 errichtet und steht seit 2007 leer. FOTOS: SILKE KELLER-THOSS