Freie Presse - Plauener Zeitung - Freitag, d. 31.08.2012
Restauriertes Häuschen im früheren Freibad
In Schönau bei Bergen wurde das kleine Haus fotografiert. Einst war dort ein Naturfreibad

VON KLAUS TANNEBERGER

SCHÖNAU — Als es noch keine Pöhler Talsperre gab, fuhren oder wanderten viele Plauener gern in das kleine Naturfreibad Schönau bei Bergen. Der Bauer Karl Singer hatte Ende der 1920er-Jahre eine Idee: Weil er wegen der Weltwirtschaftskrise weniger Milch und Butter verkaufte, bot er unter anderem per Zeitungsannonce in Leipzig den Naturfreunden an, bei ihm kostenlos soviel Milch trinken zu können, wie sie wollen. Und viele kamen. Aus seiner nassen Wiese machte er einen Badeteich und später ein viel besuchtes Naturfreibad. Vor allem für die Kinder baute er kleine Häuschen, in denen sich geschnitzte Figuren bewegten. Eine von ihm ausgeklügelte Mechanik machte es möglich, dass durch den Bachlauf diese Männle auch „lebten und arbeiteten“. Als Singer 1978 starb und die Anlage zu verwaisen drohte, nahm sich Bernd Windisch aus Bergen das Werk des Bauern und Volkskünstlers Karl Singer an und restaurierte zusammen mit seiner Frau und weiteren Helfern die Häuschen und stellte sie in Bergen Am Forsthaus 9 auf. Dort können diese kleinen Kunstwerke sonnabends und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr, aber auch außerhalb nach Anmeldung unter Ruf 037463 22747 besichtigt werden.

„Es war für mich eine große Freude, meine Kindheits­erinnerungen aufzufrischen, als ich in Bergen bei der Familie Windisch die schön hergerichteten kleinen Häuser wieder sah. Meine Eltern gehörten 1937 einer Plauener Schwimm-Gemeinschaft an und unternahmen im Sommer regelmäßig Ausflüge in dieses Bad. Wir Kinder waren dort den ganzen Tag damit beschäftigt, dieser kleinen Wunderwelt zuzuschauen. Der Herr Singer baute aber auch etwas größere Häuschen, in die wir hineinkriechen konnten“, erinnerte sich Klaus Belik. „Es war das schönste Freibad meiner Kindheit“, schwärmt noch heute Heike Hecker, und Gudrun Eigenwillig weiß noch, dass in diesem Bad Balken schwammen, an denen man sich festhalten konnte. Dieses Freibad gibt es nicht mehr. Neben den Wiesen entstand für Kinder ein interessanter Spiel- und Matschplatz.

Es ist das einzige der größeren Häuschen, das im ehemaligen Naturfreibad
Schönau auf einer neu gestalteten Fläche noch steht. FOTO: KLAUS TANNEBERGER