Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Samstag, d. 29.10.2011
Nachbarorte wollen Tür für Bergen offen halten
Vor knapp 100 Gästen hat der Verwaltungsverband Jägerswald am Donnerstag über die Gemeindegebietsreform beraten. Zur Annäherung der vier Gemeinden kam es nicht.

 

VON SYLVIA DIENEL

THEUMA/BERGEN — Die Bergener Räte bleiben eisern: Gespräche mit den drei anderen Gemeinden im Verband werden gewünscht – unter der Voraussetzung, dass sie fein säuberlich getrennt stattfinden. Einzeldiskussionen lehnen Werda, Theuma und Tirpersdorf jedoch ab und bieten weiter an, gemeinsam zu beraten. Eine Antwort auf die Frage, warum man den individuellen Weg bevorzugt, blieben die Bergener zur Verbandsversammlung schuldig. Man werde alle Gemeinden konsultieren, sagte Bürgermeister Volkmar Trapp (parteilos). „Das sei uns gestattet und ist eine Verfahrensweise, die wir so gewählt haben.“

Verband könnte weiter bestehen

Obwohl Bergen in Widerspruch gegen die vom Sächsischen Innenministerium und vom Landratsamt ausgesprochene Ablehnung einer Eingemeindung nach Falkenstein geht, wollen Werda, Theuma und Tirpersdorf die Türen offen halten. Sollte keine von den drei Dörfern angestrebte Einheitsgemeinde zustande kommen, wird die bisherige Konstellation favorisiert: der seit 1998 bestehende Verwaltungsverband. Das sei möglich, versicherte Verbandschefin Carmen Funke (CDU): „Es zwingt uns niemand zu einem freiwilligen Zusammenschluss.“ Auch Tirpersdorfs Bürgermeister Reiner Körner (parteilos) signalisiert Flexibilität: „Wir können mit beiden Varianten leben.“ Einen Schritt weiter geht sein Rat Hans-Peter Ludwig (Wählergemeinschaft). „Der Status quo wäre die bessere Lösung“, meinte er. „So bleiben wir selbstständig und können über unsere eigenen Belange entscheiden.“

Diese Belange sehen sowohl die drei Bürgermeister als auch viele der anwesenden Einwohner in Gefahr – sollte Bergen ein Falkensteiner Ortsteil werden. Man gerate ins Abseits, hieß es, und der dörfliche Charakter verschwinde, wenn sich die Gemeinden in Städte integrierten.

Das Gefüge dürfe nicht zerstört werden, argumentierte Theumas Bürgermeister Sven Rondthaler (Elterninitiative). „Es gibt im Verband Vereine, die zusammenhalten, Schulen, die erhalten werden müssen, wir haben eine gute Verwaltung und gemeinsam vieles geschaffen“, unterstricht er und räumte der Einheitsgemeinde Vorrang ein.

Finanzierung bereitet Sorgen

Dass die Grundschulen in Werda und Theuma in einem Dreier-Verband weiter Bestand haben, wurde stark angezweifelt. „Perspektivisch würde das nicht mehr zu leisten sein“, gab Carmen Funke zu bedenken. Im aufgebrachten Publikum geäußerte Befürchtungen, dass die Kinder bei einem Gang Bergens nach Falkenstein andere Schulen besuchen müssten, entkräftete Funke jedoch: Es gäbe einen Konsens zwischen beiden Kommunen, an der Zweckvereinbarung mit Theuma als Schulträger festzuhalten.

Nach Ansicht von Bergens Vize- Bürgermeister Günter Ackermann (Freie Wähler) steht der Einheitsgemeinde auch die demografische Entwicklung im Weg. „2025 wären wir gerade noch leitbildgerecht, aber die Mittel werden immer weniger“, begründete der Bergener Rat das Eingliederungsbegehren. „Wir haben keine funktionierende Wirtschaft im Ort und hätten keine zusätzlichen Einkünfte als diejenigen, die wir vom Land zugewiesen bekommen würden. Fakt ist, dass immer weniger Bürger diese Einheitsgemeinde finanzieren müssten.“