Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 30.09.2011
Pro und contra Jägerswald: Bergen droht mit Rechtsstreit
Keine Annäherung gibt es im Streit um den Austritt Bergens aus dem Verwaltungsverband. Über den Köpfen schwebt eine gerichtliche Auseinandersetzung.

VON LUTZ HERGERT

BERGEN/JÄGERSWALD — Die Gemeinderäte von Bergen halten einstimmig an ihrem Beschluss fest, sich freiwillig mit Falkenstein zusammenzuschließen. Da ist das Ergebnis einer nicht öffentlichen Sitzung vom Dienstagabend. Der Rat will „mit allen nur denkbaren Mitteln“, vermeiden, dass Bergen durch den Verbleib im Verband „weiter von den Entwicklungen abgehängt wird“, heißt es in einer Mitteilung.

Der Vogtlandkreis hatte dem Mitglied des Verwaltungsverbandes Jägerswald in der Vorwoche den Weg nach Falkenstein versagt. Vorausgegangen war ein entsprechender Bescheid aus dem sächsischen Innenministerium.

Mit Blick auf eine mögliche Auseinandersetzung vor dem Gericht mahnt Verwaltungsverbands-Chefin Carmen Funke zu Besonnenheit: „Ein solcher Rechtsstreit, der sich über Jahre hinzieht, sorgt für Stillstand und Ungewissheit für uns alle. Das können wir uns nicht leisten.“ Ihrer Meinung nach – und das ist auch die Auffassung der Bürgermeister der Verbandsmitglieder Theuma, Werda und Tirpersdorf – sollte die Gunst der Stunde genutzt werden und aus dem Verwaltungsverband Jägerswald spätestens bis Ende 2012 eine Einheitsgemeinde entstehen. Der Theumaer Bürgermeister Sven Rondthaler hatte bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend weiter Gesprächsbereitschaft angedeutet.


Volkmar Trapp
Bürgermeister von Bergen

FOTO: JOACHIM THOSS/ARCHIV
 

Carmen Funke
Vorsitzende des Verwaltungs-
verbandes Jägerswald
FOTO: SILKE KELLER-THOSS/ARCHIV

Bei einem freiwilligen Zusammenschluss erhält die Gemeinde Jägerswald aufgrund der Einwohnerzahl von derzeit 5130 Menschen einmal über 500.000 Euro sowie jährlich 340.000 Euro. „So könnte beispielsweise in Bergen das zentrale Standesamt entstehen und auch Vereine mit ihren Projekten könnten davon profitieren“, nennt Funke Vorteile.

„Das Geld für freiwillige Zusammenschlüsse gibt es für Bergen auch im Falle des Zusammenschlusses mit Falkenstein“, positioniert sich Bergen in seiner Stellungnahme. Der Rat sieht das Geld durch die „starrsinnigen und indiskutablen Forderungen von Tirpersdorf, Werda und Theuma“ für alle Gemeinden gefährdet. Zum Thema Standesamt heißt es: „Wir wollen nicht noch weitere vorhandene Strukturen verlieren und durch ein nicht benötigtes Standesamt abgelöst sehen.“

Der Gemeinderat Bergen bezieht sich bei seiner Argumentation auf Aussagen von der Landesdirektion Chemnitz, die den Weg nach Falkenstein genehmigt hatte. Demnach ging man in Chemnitz von einer für den Verwaltungsverband benötigten Einwohnerzahl von mindestens 8000 Menschen aus. Das Leitbild zur Gemeindereform in Sachsen sieht eine Mindestzahl von 5000 Einwohner bei einem bestimmten prozentualen Rückgang in den nächsten Jahren vor. Der Bergener Bürgermeister Volkmar Trapp hatte den Stopp aus Dresden als Eingriff in die Demokratie bezeichnet, über den Gemeinderäte und Bürger erschrocken waren.