Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 06.11.2009
Schatz wechselt wieder den Besitzer
Gemeinde Bergen verkauft Pyramiden-Sammlung ins Erzgebirge – Eigene Ausstellung war allein nicht zu stemmen

Von Heike Mann

Bergen. Die Gemeinde Bergen hat die Pyramidensammlung, die man im vergangenen Jahr aus Privatbesitz erworben hatte, wieder verkauft. Sie ging an einen privaten Sammler aus dem Erzgebirge, der durch die Lopesa Sammlungs GmbH vertreten wird.

„Wir waren personell und finanziell nicht in der Lage, eine Ausstellung, wie sie ursprünglich geplant war, allein zu stemmen“, begründet Bergens Bürgermeister Volkmar Trapp die Entscheidung. Konkrete Auskunft über die durch den Verkauf erzielte Summe will er nicht geben, nur so viel, dass die Forderungen der Gemeinde gegenüber dem Vorbesitzer von rund 11.000 Euro „gut eingespielt“ wurden.

Zur Vorgeschichte: Ende 2008 hatte die Gemeinde die Sammlung gekauft. Die über 100 Pyramiden waren in Räumen der ehemaligen Schule vom Vorbesitzer, einem Unternehmensberater, eingelagert worden. Er hatte die Volkskunst in den Tagen um die Wende in ganz Westsachsen zusammengetragen. Den Kontakt zu ihm hatte der Bergener Bernd Windisch hergestellt. Nach dem Tod des Pyramiden- Sammlers stand die Gemeinde vor der Frage, was mit den Kunstobjekten werden soll, zumal sich der Sohn und Erbe dafür nicht interessierte. Für die aufgelaufenen Mietschulden wollte er ebenso wenig einstehen. Als der Erbe dann in den Verkauf einwilligte, sah man das zunächst als einen Glücksfall. Einige Interessenten hatten sich zudem zusammengefunden, die sich um die Aufarbeitung der Pyramiden- Sammlung kümmern wollten.

„Aber es hat sich nichts in der Schule zur Vorbereitung von Räumen für die Ausstellung getan und der Kreis derer, die am Erhalt der Sammlung interessiert sind, hat sich nicht vergrößert“, fasste Bernd Windisch schon im Sommer in einem Schreiben an den Bürgermeister zusammen. Bitten um Unterstützung, so ans Landratsamt, an die Kulturförderung Vogtland, ans Vogtlandmuseum Plauen, an den Tourismusverband, an die Sparkasse Vogtland und an die Landesstelle für Museumswesen, seien erfolglos geblieben. „Ich kann nicht verstehen, warum man nichts mit diesem Schatz, der dem Vogtland unvermutet in den Schoß gefallen ist, anzufangen wusste“, bedauert Windisch. Er hatte den Kontakt ins Erzgebirge hergestellt, nachdem die von der Sammlung durch einen Beitrag in der „Freien Presse“ erfahren hatten. „Ich denke, das ist aus momentaner Sicht die beste Lösung“, so Windisch. Er hofft, dass die Pyramiden irgendwann einmal als Teil einer Wanderausstellung nach Bergen zurückkehren.

Jetzt sind sie in einem Depot in einem ehemaligen Fabrikgebäude im Erzgebirge untergebracht. „Nach Einschätzung von hinzugezogenen Fachleuten ist an den Pyramiden sehr viel zu tun“, sagt Michael Schuster von der Lopesa Sammlungs GmbH auf Nachfrage. Zugesichert wurde, dass die Sammlung in ihrem Bestand erhalten und in Sachsen bleibt. Das war Bernd Windisch von Anfang wichtig. Seine Hoffnung, dass sie in guten Händen ist, gründet er auch darauf, dass die Lopesa GmbH im Auftrag von Erika Ströher- Pohl eine Volkskunstausstellung vorbereitet, die 2010 in Annaberg eröffnet werden soll. So habe er es von den Käufern aus dem Erzgebirge erfahren. Auf eine Dauerleihgabe von Erika Ströher-Pohl geht auch die weltgrößte Mineralienausstellung, die Terra Mineralie in Freiberg, zurück.

Da war die Welt für die Bergener Pyramidenfreunde Karla Heß, Bettina Bruchholz, Bernd Windisch, Alexander Tunger, Klaus Schimansky (von links) noch in Ordnung: Ende 2008 hatte die Gemeinde die Volkskunst-Sammlung vom Vorbesitzer abgekauft, eine Ausstellung war geplant. –Foto: Silke Keller-Thoß