Freie Presse - Auerbacher Zeitung - 07.08.1999
Erbe bald zu besichtigen
In Bergen wird Karl Singers Nachlaß wieder zur Schauanlage hergerichtet


Jörg Mehnert, Jörg Eberlein und Uwe Dally unterstützen Bernd Windisch dabei, das Erbe von Karl Singer aufzuarbeiten. Zum Tag des Denkmals am 12. September sollen in Bergen erste Ergebnisse präsentiert werden. Foto: Joachim Thoß


Von Sybille Güntzel-Lingner

BERGEN. Einst war das Naturbad Schönau mit der Schauanlage von Karl Singer ein beliebtes Ausflugsziel - nicht nur für Badelustige. Heute erinnern sich nur noch Ältere an die von den Trieber Bauern gefertigten Figuren, deren Mechanik durch den Wasserlauf der Trieb in Gang gesetzt wurde.

Es sind dem dörflichen Leben abgeschaute Szenen in volkstümlicher Handarbeit. Singer war Autodidakt. Sein Lebenswerk soll nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Initiator dafür ist Bernd Windisch aus Bergen, der nach dem Tod von Karl Singer die Schauanlage von dessen Neffen erwarb. Seit 1997 haben Singers Figuren ihr neues Zuhause im Anwesen Am Forsthaus 9 in Bergen, wo die Familie Windisch das von Vater und Urgroßvater ererbte Ensemble aus Umgebindehaus, Scheune und Tischlerwerkstatt in den letzten Jahren saniert hat.

Windischs Konzept, die untere Etage von Scheune und Werkstatt für museale Zwecke zu nutzen, wo auch Singers restaurierte Schauanlage wieder zur Geltung kommen soll, reifte langsam heran. Als Alleinkämpfer fehlten ihm Kraft und Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

1998 erweckte der Bergener mit den "Historischen Stuben Bergen", so nennt er sein Projekt, das Interesse des Arbeitsamtes Plauen. In Abstimmung mit der Gemeinde Bergen beantragte er ABM-Kräfte für Restaurierung und Instandsetzung der Singerschen Figuren. Ende Mai wurden ihm drei Mitarbeiter bewilligt, die in Trägerschaft der ABS Plauener Dienstleistungs GmbH ans Werk gingen.

Für die drei Männer, die nun täglich in der im kleinen Umgebindehaus eingerichteten Werkstatt an den Figuren arbeiten, ihre Mechanik in Ordnung bringen, defekte Teile nachschnitzen und Farbe auftragen, ist das eine neue Herausforderung. Jörg Mehnert, Jörg Eberlein und Uwe Dally kommen aus der Arbeitslosigkeit und hatten vorher artfremde Berufe. Doch die neue Beschäftigung macht Spaß. "Mit Akribie und Sorgfalt sind sie bei der Sache" bescheinigt ihnen Bernd Windisch, der darauf bedacht ist, dass die ersten Exponate bis zum "Tag des Denkmals" am 12. September wieder funktionstüchtig sind. An diesem Tag soll Windischs Anwesen die Premiere für das Singersche Figurenwerk sein. Gleichzeitig erwartet Windisch die Anerkennung der Denkmalsplakette für das wieder aufgebaute Hausensemble. Der Hausherr heißt alle, die sich für die Schauanlage von Karl Singer interessieren, willkommen. Werkstatt, Scheune und Garten sind geöffnet.

Vieles wird dann noch in Arbeit sein, und Windisch hofft auf weitere Mitstreiter. "Wir sind dankbar für jeden Hinweis, Bild- und Schriftdokumente und Exponate, die dazu passen." Windisch hat noch viel vor. Für den 100. Geburtstag von Karl Singer am 16. März 2000 plant er einen vogtländischen Hutzenabend. Und irgendwann im Sommer des kommen Jahres sollen sich Singers Figuren in Bergen auch wieder bewegen. Ein kleiner Wasserlauf ist vorhanden, der die Schauanlage antreiben wird. Die "Historischen Stuben Bergen" sollen altes Kulturgut wieder beleben und bewahren. Einheimische und Touristen können dann entdecken, was beinahe verloren gegangen wäre.