VON KLAUS TANNEBERGER
PLAUEN/BERGEN — Karl Singer würde ein Loblied singen, wenn er sehen könnte, dass seine inzwischen 85 Jahre alten „Haisle und Männle“ nach aufwendiger Wiederbelebung nun im Plauener Elster-Park ausgestellt sind.
Der Mann lebt nicht mehr, aber sein Lebenswerk ist im Gedächtnis mehrerer Generationen geblieben, die sich damals als Kinder im Naturbad Schönau an den Basteleien des Bademeisters Karl Singer ebenso erfreuten wie heute die Kids in einem Erlebnispark.
Die Märchenwelt von Karl Singer ist derzeit im Chrieschwitzer Einkaufszentrum Elster-Park zu sehen. FOTO: KLAUS TANNEBERGER
Karl war eigentlich Bauer und hatte aus einem Teich in Schönau nach und nach ein offiziell zugelassenes Schwimmbad gemacht. Legendär sind seine Werbemethoden, mit denen er schon als Landwirt Besucher nach Schönau lockte. Er schrieb in Zeitungen, dass seine Gäste täglich kostenlos frische Milch bekämen. Und die Leute kamen. Zur Freude der Kinder baute er im Bad gekonnt einfache Bretter zu 16 kleinen Häuschen zusammen und strich sie farbig an. Und damit Leben in sein Miniaturdorf mit Bäcker, Fleischer und Bauerszeug kam, schnitzte er Männle und Weible dazu, die sich von Wasserkraft angetrieben auch bewegten. Welch ein Freuen der Kleinen damals, wenn der ausgesägte Dirigent den Taktstock hob und die hölzerne Musikkapelle einsetzte. Singer baute auch größere Häuschen, in das die Kinder kriechen und drinsitzen konnten; eins steht noch heute in diesem Bad bei Bergen.
Singers Tod 1978 schien die Märchenwelt zu verfallen. Doch Bernd Windisch aus Bergen, der schon als Kind davon angetan war, kaufte vom Nachlass was noch übrig war und reparierte und restaurierte in mehrjähriger Arbeit mit seiner Frau dieses ehemalige Idyll, das der naiven Volkskunst sehr nahe steht.
Bislang waren die Häuschen an der Neuen Scheune in Bergen ausgestellt. Es könnte sein, dass sie nun auch im MDR-Fernsehen in „Steimles Welt“ oder einer anderen Sendung einmal gezeigt werden. Als Leihgabe sind sie sie gegenwärtig im Elster-Park zu sehen. Eine Werbefirma hat sie sie fein winterlich dekoriert und hinter Glas platziert. Leider fehlt ein Hinweis, von wem sie sind und wer sie schließlich wieder hergerichtet hat. Karl Singer und Bernd Windisch hätten es verdient, genannt zu werden.
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