VON SILVIA DIENEL
B wie Bergenit: Fast 20 Jahre seiner 750-jährigen Geschichte war Bergen Bergbauort. Unter anderem auch als Wismut-Revier, weil Bergenit zutage gefördert wurde. Das ist ein äußerst seltenes uranhaltiges Mineral mit gelber bis grünlicher Farbe. 1956 auf einer Halde am Streuberg entdeckt, gibt es deutschlandweit bis dato ganze zehn Fundorte. Laut Überlieferung beschäftigte die SDAG Wismut 1952 in Bergen etwa 600 Arbeiter. An diese bewegte Zeit erinnerte zur Jubiläumsfeier einer von 54 Bilderwagen, die gestern Nachmittag als Festumzug durch den Ort rollten.
Ein rappelvolles Festzelt: Nach dem Festumzug spielten die Markneukirchner Blasmusikanten auf.
E wie Eltwerk: Auch das gab es einst in Bergen. Über lange Zeit wurde eigenständig Strom produziert – und exportiert. Ein Großteil des Vogtlandes wurde vom Elektrizitätswerk Bergen mit „Saft“ versorgt. Der Ursprung lag im Nachbardorf Trieb. Dort stand zuvor ein Wasserkraftwerk. Nach dem Betriebsbau in Bergen wurde der Sitz dorthin verlegt. Bis 1921 blieb das EWerk eigenständig, schloss sich dann Zwickau an und war ab 1960 noch Transformatorenwerkstatt. Dessen Geschichte rekonstruierte der Wagen von Enrico Trapp. Auf seinem dreirädrigen Framo Baujahr 1937 hatte er einen Mast samt Isolatoren gepflanzt und daran einen Monteur befestigt. Die Figur war vollständig ausgerüstet – mit Steigeisen und Gurt. Eine Originalaufnahme des E-Werkes fand an der Fahrzeugtür Platz. „Ich würde sagen, das Foto ist von 1910“, vermutet Enrico Trapp. „So viele Bilder gibt es leider nicht mehr von dem Werk.“
R wie Rummel: Drei Tage ging es auf dem Festgelände am Sportplatz fast durchgehend rund. Bei Fußball, Musik, Tanz, Ausstellungen und Marktbetrieb. Bier floss in Strömen. Wasser und Limo folgten dicht auf den Fersen. Kinder kamen unter anderem beim Radkulturverein Vogtland auf ihre Kosten. Der Verein war mit diversen Sportund Spielgeräten vor Ort. Pedalos, Stelzen, Laufräder, Roller und Rikschas hatten zwei Dinge gemeinsam: Sie bestanden ausschließlich aus Holz und testeten die Balancefähigkeit der jungen Festgäste.
G wie Gaudi: Durchweg gut war auch die Stimmung. Mundarttheater machte am Samstagnachmittag das Kottengrüner Trämpele im vollen Festzelt. Weniger amüsant gestaltete sich ein Malheur in der Nacht zum ersten Festtag. Kurz vor Mitternacht zog am Freitag eine Gewitterfront durch. Mit dem Ergebnis, dass ein Blitz die Straßenbeleuchtung im Ort außer Gefecht setzte. Sogar Telefonanschlüsse hatten vorübergehend den Geist aufgegeben. Bürgermeister Wolfgang Trapp rückte in seiner Funktion als Elektriker aus, und eine halbe Stunde später war der Schaden behoben.
Das Eltwerk-Mobil von Enrico Trapp. FOTOS (2): J. THOSS
E wie Eingemeindung – oder Einheitsgemeinde: Wird sich Bergen Falkenstein anschließen oder eine Einheit mit Werda und Theuma bilden? Derzeit ist die Richtung jenes Eingliederungsprozesses völlig offen. Eine Mehrheit im Gemeinderat befürwortet die Stadt- Ehe und will sie bis zur letzten Instanz durchkämpfen. Dieses Meinungsbild hatte auch ein Bürgerentscheid ergeben. Zum Fest spielte das Thema bewusst keine Rolle. „Wir haben alle unsere Meinung, blenden das jetzt aber einfach mal aus. Man sitzt zusammen an einem Tisch. Egal, wer was denkt“, sagte eine junge Frau. „An dem Wochenende wollen wir einfach feiern und Spaß haben“, meinte eine ältere. „Der Ernst holt uns früh genug wieder ein.“
N wie Nachforschungen: Die hat der Heimatverein Bergen ausführlich betrieben. Seine Ausstellung in einem Klassenzimmer der früheren Schule zeigte auch die kopierte Gründungsurkunde. Das Original wird im Kreisarchiv auf Schloss Voigtsberg in Oelsnitz verwahrt. Zur Zeit seiner Ersterwähnung war der Ort geteilt. Die eine Hälfte gehörte zu Falkenstein, die andere zu Mechelgrün. Der Trennstrich wird am Geigenbach in Höhe des ehemaligen Gasthofs „Zum Goldenen Hahn“ vermutet. Auch von den umliegenden Gemeinden Theuma, Mechelgrün und Großfriesen war laut Dokumentenlage 1267 erstmals die Rede.
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