VON TINO BEYER
JÄGERSWALD — Im Verwaltungsverband Jägerswald bahnt sich eine Ehe zwischen den Gemeinden Tirpersdorf und Theuma an. Darüber haben Tirpersdorfs Bürgermeister Reiner Körner (parteilos) und Theumas Vizebürgermeister Ulrich Sörgel zur Jägerswald-Verbandsversammlung am Mittwochabend erstmals öffentlich informiert. Als möglicher Termin für eine Fusion wurde der Jahresbeginn 2019 genannt. Die Gemeinderäte von Theuma und Tirpersdorf hätten sich bereits zweimal getroffen. Auch die Kommunalaufsicht sei im Bilde. Sie habe ein Zusammengehen als machbar bewertet, so Reiner Körner. Externe Berater sollen bei der Fusion helfen.
Die neue Fusionsvariante ist Nummer fünf in der Debatte um neue Strukturen im Verwaltungsverband. Bisher standen zur Diskussion: die Einheitsgemeinde, eine Einheitsgemeinde unter Tirpersdorfer Führung, ein Bündnis Bergen/ Werda/Theuma sowie eine Eingemeindung Bergens nach Falkenstein. Ob hier gerichtlich weiter gestritten werden soll, hat der Gemeinderat Bergen gestern Abend nach Redaktionsschluss entschieden.
Dass Tirpersdorf und Theuma gemeinsame Sache machen wollen, begründete Bürgermeister Reiner Körner mit einer „stimmenden Chemie“. Vertreter beider Gemeinden bewerteten die Ehe als ersten Schritt in Richtung Einheitsgemeinde. Die Vorstellung: Auch Bergen und Werda sollten fusionieren. Beide Doppelgemeinden könnten zu einem späteren Zeitpunkt zusammengehen. Eine Zweier-Konstellation sei besser zu klären als ein Viererbündnis, hieß es. Bergens Bürgermeister Volkmar Trapp verzichtete auf einen Kommentar. Werdas Bürgermeisterin Carmen Reiher (CDU) gab die Haltung ihrer Gemeinde wieder: Entweder Einheitsgemeinde oder die weitere Selbstständigkeit der Gemeinden. „Vielleicht müssen wir uns eingestehen, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir dachten.“ Sie warb dafür, sich nicht weiter gegenseitig zu attackieren und den Fehler bei dem anderen zu suchen.
Carmen Reiher, die auch Vorsitzende des Verwaltungsverbandes ist, musste darüber hinaus Kritik aus Tirpersdorf einstecken. Ortschef Körner sah sich und seine Gemeinde kaltgestellt, nachdem er zu Jahresbeginn die Idee von einer Eingemeindung der anderen Orte nach Tirpersdorf vorgebracht hatte. „Wir hatten immer Gesprächsbereitschaft signalisiert.“ Stattdessen sei Tirpersdorf bis Mai vom Informationsfluss abgeschnitten gewesen. Körner sprach von verlorenem Vertrauen und kritisierte die Doppelfunktion Reihers als Werdaer Bürgermeisterin und Jägerswald- Verwaltungschefin. Rechtlich sei das okay, aber moralisch nicht. Carmen Reiher wies die Kritik zurück. Über Gespräche zum Zusammengehen von Werda, Bergen und Theuma habe sie informiert, „als es spruchreif war“. Auf Ablehnung stieß zudem das Infragestellen der Doppelfunktion. „Diese Diskussion ist sinnlos“, sagte Günter Ackermann aus Bergen.
KOMMENTAR
Kein Kompass
VON TINO BEYER tino.beyer@freiepresse.de Jetzt also will Tirpersdorf mit Theuma zusammen gehen – Variante fünf im Jägerswald-Schacher, bei der quartalsweise eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Skepsis ist deshalb durchaus angebracht.
Mag sein, dass zwei Partner leichter zusammen zu Potte kommen als vier. Eine zukunftsfähige Struktur entsteht so jedoch nicht. Probleme werden in die Zukunft vertagt. Nach sieben Jahren Debatte um eine Einheitsgemeinde werden weitere Jahre ins Land gehen. Es könnten verlorene Jahre sein.
Die Ehe Tirpersdorf/Theuma ist J zudem nicht zwingend ein erster Schritt für eine Groß-Gemeinde irgendwann in der Zukunft, wie es jetzt von Tirpersdorfer Seite dargestellt wird. Weil sich Größenverhältnisse verschieben, könnte sich das Misstrauen im Verwaltungsverband eher noch vertiefen.
Der Kompass ist verloren gegangen am Jägerswald. Was ist das Ziel für alle mit Blick auf 20 Jahre? Hinter diesem Ziel müssen eigene Egoismen zurückgestellt werden. Die Zeit dafür ist aber offenbar nicht reif. Deshalb wäre es klug, die Debatte in einer Auszeit abzukühlen – und vorerst alles so zu lassen, wie es ist.
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