Von Susanne Kiwitter
Bergen - Eine hübsche junge Frau mit einem possierlichen Kaninchen im Grünen: Fast könnte Janine Hager auf diesem Foto als Werbeträger für ein vogtländisches Tourismusmagazin durchgehen. Doch nur nach Schöne-Region-Vermittlerin steht der Bergenerin nicht der Sinn. Die 20-Jährige sucht die Reibungsfläche. Sie will in der Politik mitmischen – in ihrem Dorf, im Landkreis und darüber hinaus.
Janine Hager im elterlichen Garten in Bergen mit einem ihrer Kaninchen. Die 20-Jährige fühlt sich ihrer Heimat, dem Vogtland, sehr verbunden und will sie deshalb mitgestalten. Foto: David Rötzschke
Der erste Schritt dorthin: Im Dezember 2017 trat sie der CDU bei. Als 18-Jährige in die CDU? Als altbacken könnte man das provokativ bezeichnen. Janine Hager, die in der Klingenthaler Stadtverwaltung eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert, hat darauf eine pragmatische Antwort: Sie habe sich eine Plattform gesucht, über die sie etwas erreichen kann. Und da ist die CDU mit ihren Wähleranteilen gar keine schlechte Wahl. Ihr sei bewusst gewesen, dass sie allein nichts bewirken kann, und das Klischee von der Altherren-Partei CDU könne sie nicht bestätigen: „Das stimmt nicht“, sagt sie und verweist auf Junge Union und Frauen-Union. In beiden Parteiuntergruppen sei sie in der Region aktiv, in letzterer als stellvertretende Vorsitzende. Jetzt hat sie sich für ihre Partei als Kandidatin für den Kreistag aufstellen lassen.
Manchmal werde ihr angesichts der Verantwortung im Falle eines möglichen Einzugs in das Kreisparlament schon etwas schwummrig, aber ein Zurück gebe es für sie nicht. „Ich sehe großes Potenzial in meiner Heimat und will mich deshalb einbringen.“ Und so könnte durchaus eintreten, dass Janine Hager nicht nur zur Kreisrätin gewählt wird, sondern im Mai auch zur Gemeinderätin. Denn zur Kommunalwahl tritt die Bergenerin in ihrem Heimatort an. Dort habe sie vor einem Jahr die Aufregung erlebt, die die Kandidatur eines ortsfremden AfD-Mannes aus Plauen für den Bürgermeistersitz ausgelöst hat. Der ganze Ort sei verunsichert gewesen, stellt Janine Hager fest.
In Bergen stünden wichtige Themen an, fährt Hager fort. Zum Beispiel die Frage, ob der Ort mit Falkenstein fusioniert, was momentan noch auf Gerichtsebene geklärt wird. Hager hat vor so einem Schritt keine Angst und ist überzeugt, dass dieser Vorteile bringen würde. Regional liegt ihr das Thema Mobilität am Herzen. Sie wisse aus eigener Erfahrung, dass dies für Junge ohne Führerschein und Ältere, die selbst nicht mehr fahren könnten, ein Problem sei. Die Schattenseite demnach von der ländlichen Idylle im elterlichen Garten mit Kaninchen.
Janine Hager ist mit ihrer Heimat verbunden, keine Frage. Doch der alleinige Blick auf Bergen und das Vogtland reicht ihr nicht. Seit Kurzem ist sie Jugendbotschafterin für die international agierende Nicht-Regierungs-Organisation One, die für Entwicklungshilfe kämpft. Nicht primär ein CDU-Thema, für das sie auch noch die Seiten wechselt – das ist der Bergenerin gewusst. Bei einem Auftakt-Treffen kürzlich in Berlin durfte sie schon mal auf Tuchfühlung in Regierungskreisen gehen. Ihre Aufgabe in den nächsten Monaten: Bundes- und vor allem künftige Europapolitiker aus der Region für das Thema zu gewinnen.
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