Von Silvia Kölbel
Mechelgrün/Bergen - Der Wohnpark von Mechelgrün, das sind die Häuser, die vor rund 20 Jahren am Birkenweg entstanden, bekommt für die Entsorgung seines Abwassers vom Zweckverband Wasser Abwasser Vogtland (Zwav) eine Druckleitung mit Pumpstation zur Kläranlage nach Bergen gebaut. Künftig pumpt der Verband Abwasser also über den Berg in den Nachbarort.
Das sorgt anderswo in Mechelgrün für Verwunderung, wurde doch vor einigen Jahren die zentrale Entwässerung des Ortes per Pumpsystem abgelehnt. In der Folge dieser Entscheidung musste jeder Hauseigentümer eine eigene Kleinkläranlage bauen. Für Janina Pfau, Kreisvorsitzende der Linken, Mitglied im Neuensalzer Gemeinderat und Einwohnerin von Mechelgrün, stellt sich die Frage, warum jetzt auf einmal geht, was vor ein paar Jahren zu teuer war.
Im Wohnpark am Birkenweg in Mechelgrün laufen die Bauarbeiten zur Verlegung einer Druckleitung. Foto: Silvia Kölbel
Waltraud Muß, Technische Leiterin beim Zwav erklärt den Sachverhalt: Die Kläranlage des Wohnparks müsse außer Betrieb genommen werden. Sie sei nach 20 Jahren störanfällig. Eine Reparatur komme nicht infrage. Außerdem fehle der Regenüberlauf am Stauraumkanal, sodass bei Starkniederschlägen zu viel Regenwasser in die Kläranlage laufe. Das Mischwassersystem sei auch nicht mehr zeitgemäß. Die Untere Wasserbehörde des Landratsamtes habe den Zustand bemängelt. „Wir standen also vor der Alternative, entweder eine neue Kläranlage zu bauen, was aufgrund der beengten Platzverhältnisse schwierig geworden wäre, oder das Abwasser nach Bergen zu pumpen.“ Eine Kostenberechnung habe gezeigt, dass die Pump-Variante mit 728.000 Euro die günstigere sei. Die Bergener Kläranlage verfüge noch über freie Kapazitäten. Außerdem könne der Zwav seine Abwasserleitung in die alte Trinkwasserleitung „einfädeln“.
Muß erinnert noch einmal an die Variantenbetrachtung in der Ortslage vor mehreren Jahren: „In Mechelgrün gab es kein vorhandenes Abwassernetz. Wir hätten den Ort komplett neu erschließen müssen. Jeder Bürger hätte eine eigene Pumpanlage benötigt. Die Kosten der zentralen Entwässerung lagen weit über dem, was die Mechelgrüner bereit waren zu zahlen.“ Zudem hätte damals auch eine Leitung bis Bergen gelegt werden müssen, argumentiert sie.
Janina Pfau hat die Ereignisse etwas anders in Erinnerung: „Vor einigen Jahren hatte sich der Ort bemüht, einen Anschluss für Mechelgrün durch Pumpen nach Bergen zu bekommen.“ Sie hält dem Zweckverband entgegen: „Damals ging beim Zwav kein Weg rein, man rechnete die Modelle noch künstlich hoch, damit auch keiner nur annähernd auf die Idee kommen würde, diese Forderung weiterhin aufrecht zu erhalten.“
Auch Bürgermeisterin Carmen Künzel (parteilos) hat den Eindruck, dass diese Maßnahme bei den Bürgern von Mechelgrün einen bitteren Beigeschmack hat, weil jetzt auf einmal für Einwohner des Wohnparks möglich ist, was dem Rest des Dorfes verwehrt geblieben war.
Für die Bewohner der rund 35 Häuser des Wohnparks am Birkenweg entstehen durch die Umbaumaßnahme des Zwav keine Kosten, sagt Muß. Der Stauraumkanal wird mit einem Regenüberlauf ausgestattet, der das Zuviel an Wasser in einen Bach ableitet. In der Nähe der alten Kläranlage baut der Zwav die Pumpstation. Nach Fertigstellung im Herbst geht dann die alte Anlage außer Betrieb und wird laut Muß zurückgebaut. |