Von Sylvia Dienel
Theuma/Bergen/Werda - Derart geballte Einigkeit herrscht zwischen den Kommunen im Verwaltungsverband Jägerswald eher selten: Zur Versammlung am Dienstag in Theuma zogen alle Vertreter von Bergen, Werda, Tirpersdorf und Theuma an einem Strang: Der Regionalplan-Entwurf des Planungsverbandes Region Chemnitz kassierte eine glatte Absage. Alle Räte stützten die vom Verwaltungsverband verfasste Stellungnahme zum Plan per Beschluss. Zuvor war das Entwicklungsszenario in allen Gemeinderatssitzungen auf heftigen Gegenwind gestoßen. Er richtet sich gegen Passagen, die eine Weiterentwicklung von Ballungsgebieten auf Kosten des ländlichen Raumes fördern.
Der Planentwurf sieht unter anderem einen Rückbau längerfristig nicht mehr benötigter Objekte vor. Das heißt, leer stehende Gebäude sollen Grün- oder Waldflächen weichen. Auch die Ausweisung neuer Bauflächen an Ortsrändern und Lückenschlüsse in kleinen Kommunen würden erschwert oder verhindert, sagte Verwaltungsverbandschefin Carmen Reiher (CDU). Das stehe im Widerspruch zum Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden bei Wohn- und Gewerberaum.
Laut Plan soll sich die Weiterentwicklung von Wohngebieten und Gewerbestandorten auf wenige Zentren konzentrieren. Damit seien negative Auswirkungen auf touristischem und wirtschaftlichem Gebiet zu erwarten, befürchtet Reiher. Die im Verwaltungsverband zusammengeschlossenen Gemeinden erfüllten größenmäßig nicht die Voraussetzungen für ein Grundzentrum. „Wir wollen uns aber auch weiterentwickeln“, so die Vorsitzende. Dass die Schullandschaft im Verwaltungsgebiet leiden könnte, glaubt Reiher dagegen nicht. „Da sind keine Probleme zu erwarten. Wir haben immer genügend Kinder für unsere Grundschulen in Theuma und Werda“, sagt sie.
Wie schon zur Gemeinderatssitzung in seinem Heimatort Bergen brachte Bürgermeister Günter Ackermann (Freie Wähler) den frisch erstellten Verbands-Flächennutzungsplan erneut zur Sprache. Darin legen die Gemeinden auf Basis der Gesetzeslage eigenständig fest, wie sie über freie Flächen verfügen. Hier wirke der Regionalplanentwurf kontraproduktiv, betonte Ackermann. „Mit dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland werden wir schon genügend in die Schranken gewiesen.“
Tirpersdorfs Bürgermeister Reiner Körner (parteilos) richtet den Fokus auf die Verwaltungsarbeit. „Jede Kommune kämpft um Einwohner und Gewerbe“, sagte er. „Wir kriegen immer mehr Aufgaben aufgebürdet, das ist aber alles mit Kosten verbunden.“ Verbandschefin Reiher pflichtete ihm bei. „Man muss den Menschen die Entscheidung, wie sie sich entwickeln wollen, selbst überlassen“, sagte sie. Und Rolf Dally (Freie Wähler) aus Bergen dazu: „Es darf nicht über unsere Köpfe hinweg entschieden werden, was wir nie wollten.“ Theumas Bürgermeister Ulrich Sörgel (SPD) setzt bei der Berücksichtigung des ländlichen Raumes vorsichtig Hoffnung in die neue Landesregierung. Gerd Trippner von der Theumaer Wählergemeinschaft fand, kleine Kommunen sollten „sich nicht alles gefallen lassen“. Darin liegt die Hoffnung aller Verbandsräte, die sich am Dienstag zu Wort meldeten. Carmen Reiher kündigte an, sich mit anderen Kommunen in Verbindung zu setzen, um quasi eine breite Front zu bilden. „Der Planungsverband berät in öffentlicher Sitzung über den Entwurf“, sagte sie. „Da sollten wir als Zuhörer anwesend sein und sehen, ob und wie unsere Kritik Berücksichtigung findet.“ |